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Neurologische Erkrankungen


Kopfschmerzen:
Es gibt viele verschiedene Arten von Kopfschmerzen, die durch ebenso viele Ursachen hervorgerufen werden können. Es gibt Migräne, Spannungskopfschmerz, Cluster-Kopfschmerz, organisch bedingten Kopfschmerz, Gesichtsneuralgie, Erkrankungen im Bereich von Mund und Kiefer oder durch Medikamente beziehungsweise giftige Substanzen ausgelösten Kopfschmerz.
Diese Erkrankungen werden in primäre sowie sekundäre Kopfschmerzerkrankungen unterschieden. Wenn der Kopfschmerz selbst die Erkrankung ist, dann gehört er zu den primären Kopfschmerzerkrankungen, wenn er die Folge einer anderen Erkrankung ist, wird der Kopfschmerz als sekundär klassifiziert. Zu den primären Kopfschmerzerkrankungen gehören Migräne, Spannungskopfschmerz, Cluster-Kopfschmerz und andere. Die sekundären Kopfschmerzerkrankungen können zum Beispiel durch Schädeltraumen, Gefäßstörungen im Kopf oder Hals, Infektionen oder auch durch eine Substanz oder den Entzug einer solchen begründet sein. Auch organische Ursachen oder pychiatrische Störungen gehören dazu. Während die primären Kopfschmerzen mit Schmerzmitteln behandelt werden können, muss bei den sekundären Kopfschmerzen erst die Ursache gefunden werden, damit sie behandelt werden kann.

Migräne:
Die Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die durch anfallsartige, meist halbseitige Kopfschmerzen gekennzeichnet ist. Mediziner unterscheiden mehr als 200 ve Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen
Rund 10 bis 15 % der Erwachsenen, so schätzt das Forum Schmerz, haben in regelmäßigen Abständen Migräne. Allein in Deutschland sind rund zehn Millionen Menschen betroffen. In den meisten Fällen tritt die Migräne erstmals in der Pubertät auf, also im Alter zwischen 10 und 19 Jahren. Häufig haben Kinder ihren ersten Migräne-Anfall im Alter zwischen 10 und 14 Jahren.
Im vorpubertären Alter sind Mädchen und Jungen fast gleich häufig betroffen. Auch im Alter leiden Männer und Frauen ungefähr gleich häufig an Migräne. In der Zeit dazwischen werden jedoch Frauen signifikant häufiger von Migräneattacken geplagt.
Im dritten Lebensjahrzehnt sind laut Angaben des Forums Schmerz dreieinhalb mal so viele Frauen betroffen wie Männer. Diese Tendenz legt nahe, dass Migräne durch hormonelle Faktoren beeinflusst wird.
Migräneattacken beginnen häufig in den frühen Morgenstunden und können stunden- aber auch tagelang andauern. Häufig kommt es bei Migräne zu Begleitsymptomen wie
• Übelkeit
• Erbrechen
• Lichtmpfindlichkeit
• Geräuscheempfindlichkeit.
Einige Migräne-Patienten haben eine Migräne mit einer sog. Aura, die durch neurologische Ausfälle wie beispielsweise Wahrnehmungsstörungen, Sprachstörungen oder motorische Störungen charakterisiert ist.

Cluster-Kopfschmerz:

Als Cluster-Kopfschmerz (oder Bing-Horton-Neuralgie) wird eine primäre Kopfschmerzerkrankung beschrieben. Primär heißt, dass der Schmerz selbst die Erkrankung ist, bei der die Betroffenen unter extremen, in Attacken auftretenden Schmerzen leiden. Diese können im Bereich der Augenhöhle bzw. über dieser sowie in der Schläfenregion oder auch in einer Kombination dieser Bereiche auftreten.
Laut Deutscher Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft tritt bei den meisten Patienten die Beeinträchtigung konstant auf der gleichen Schädelseite auf. Cluster-Kopfschmerz werden zu den sog. trigemino-autonomen Kopfschmerzen gezählt, bei denen bestimmte Reizleiter in der Region des Trigeminus-Nervs aktiviert werden. Hierdurch kommt es zu Veränderungen des Hirnstoffwechsels.

Spannungskopfschmerzen:
Typisches Symptom für den Spannungskopfschmerz sind dumpfe, drückende Kopfschmerzen, die meistens beidseitig aber nicht genau zu lokalisieren sind. "Wie ein Band um den Kopf" oder "schraubstockartig" sind häufige Beschreibungen der Beschwerden. Zusätzlich lassen sich bei Spannungskopfschmerzen oft folgende Charakteristika beobachten:
• Die Intensität ist leicht bis mittelschwer.
• Die Dauer der Schmerzen ist sehr unterschiedlich und kann von wenigen Stunden bis hin zu Tagen reichen.
• Selten kommt ein Schwindelgefühl dazu.
• In Abgrenzung zu anderen Kopfschmerzformen ist keine Verschlimmerung der Beschwerden durch körperliche Anstrengung und kein Pulsieren zu beobachten.
• Häufig ist eine Beteiligung der Nacken- und Halsmuskulatur. Der Schmerz strahlt vom Nacken in den Hinterkopf und in den gesamten Kopf bis zur Stirnpartie aus.


Schlaganfall:

Beim Schlaganfall, auch Apoplexie, Hirninsult oder Hirninfarkt genannt, handelt es sich um eine plötzliche Erkrankung des Gehirns, bei der die betroffenen Gehirnbereiche geschädigt werden und – meist durch eine Durchblutungsstörung – absterben können. Je nachdem, wo sich der Schlaganfall ereignet, kann es zu Sprachstörungen, Problemen mit der Koordination, Schwindel oder Lähmungserscheinungen, wie die für einen Schlaganfall typische Halbseitenlähmung von Arm und Bein einschließlich einer Gesichtshälfte, kommen.

Epilepsien:

Bei Epilepsie handelt es sich um eine chronische Krankheit des Zentralnervensystems. Genau genommen handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, da es viele verschiedene Erscheinungsformen gibt, deren komplexe Klassifikation von einer Kommission der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) festgelegt wurde.
Epilepsie ist zu unterscheiden von einzelnen epileptischen Anfällen, denn jemand, der einmal einen epileptischen Anfall erleidet, leidet noch nicht an Epilepsie. Erst wenn mindestens zweimal spontan und ohne erkennbare Ursache ein epileptischer Anfall auftritt, spricht man von dem Krankheitsbild Epilepsie. Epileptische Anfälle, ob als einmaliges Ereignis oder innerhalb einer Epilepsie, entstehen durch Störungen im Gehirn. Diese Störungen entstehen aufgrund einer kurz andauernden vermehrten Entladung von Nervenzellen.
Die Nervenzellen im menschlichen Gehirn arbeiten bei gesunden Menschen geordnet und koordiniert. Das Hirn steuert etwa beabsichtigte Bewegungen, indem die zuständigen Nervenzellen entsprechende Signale für die Bewegung richtig dosiert an die entsprechenden Muskeln senden. Diese Abläufe sind durch ein genau abgestimmtes System koordiniert. Bei einer Epilepsie ist das System gestört. Diese Störung äußert sich darin, dass Gruppen von Nervenzellen unkoordiniert und in schneller Folge Signale an die Muskeln senden. Diese produzieren dadurch Bewegungen, die nicht sinnvoll sind und auch nicht dem Willen des Betroffenen unterliegen. Stattdessen kann es etwa zu Muskelkrämpfen kommen, die zu schnellen und wahllosen Bewegungen führen können. Es kann vorkommen, dass im Laufe eines Anfalls immer mehr Nervenzellen von der Störung betroffen sind und somit auch immer mehr Muskelgruppen reagieren, sodass sich ein epileptischer Krampf z. B. von einem Arm über das Bein bis auf die andere Körperhälfte ausdehnt.
Die Nervenzellen des Gehirns steuern nicht nur die Körperbewegungen, einige Gruppen der Zellen sind auch für das Denken und das Bewusstsein des Menschen verantwortlich. Wenn ein Epileptiker während eines Anfalls also das Bewusstsein verliert, ist das ein Zeichen dafür, dass diese Nervenzellen-Gruppen von der Störung betroffen sind.
Aufgrund der hohen Komplexität des Gehirns und der vielfältigen Aufgaben der Nervenzellen, kann ein epileptischer Anfall sich je nach betroffener Zellengruppe in heftigen Zuckungen äußern oder ganz ohne wahrnehmbare äußere Bewegungen ablaufen. Es ist auch möglich, dass ein Anfall so subtil ist, dass nicht einmal der Betroffene selbst erkennt, dass er einen epileptischen Anfall erleidet, da er sich nur einen Moment lang „komisch“ fühlt oder kurz unkonzentriert ist.
Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen Krankheiten überhaupt und war schon in den antiken Kulturen bekannt. Die Beurteilung der Erkrankung war sehr unterschiedlich. In der griechischen Antike beispielsweise ging man von einem göttlichen Ursprung aus, während im Mittelalter eine göttliche Strafe oder dämonische Besessenheit als Ursache gesehen wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte wissenschaftlich bewiesen werden, dass Epilepsie wie alle Krankheiten natürlichen Ursprungs ist.

Demenzen:
Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurologische Erkrankung, die mit 60-70 % die häufigste Form der Demenz ist. Erstmals beschrieben wurde sie 1906 von Alois Alzheimer in einer Studie mit dem Titel „Eine eigenartige Krankheit der Hirnrinde“, in welcher er die Veränderungen im Gehirn einer, an einer damals unbekannten Krankheit, verstorbenen Frau beschrieb. Diese wurde aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten in die Städtische Nervenheilanstalt Frankfurt/Main eingeliefert.
Im Gegensatz zu damals, als die Studie fast gänzlich unbeachtet blieb, handelt es sich bei der Alzheimer-Krankheit heutzutage um ein wichtiges Thema der neurowissenschaftlichen Forschung. Dies lässt sich nicht zuletzt durch ihre weite Verbreitung begründen. So sind ca. 2-3 % der 70-75-Jährigen und sogar ca. 33 % der über 90-Jährigen in Deutschland an Alzheimer erkrankt. Weltweit beläuft sich die Anzahl der Erkrankten auf rund 15 Millionen Menschen, wobei die Häufigkeit der Erkrankung mit zunehmender Lebenserwartung ansteigt.

Parkinson-Krankheit:
Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine Erkrankung des Nervensystems, die langsam fortschreitet. Verursacht werden die typischen Parkinson-Symptome durch eine Störung in einem kleinen, eng begrenzten Gebiet tief im Inneren des Gehirns, der sogenannten „schwarzen Substanz“ (lat. Substantia nigra). In der Substantia nigra wird der Botenstoff Dopamin hergestellt.
Botenstoffe (Neurotransmitter) übertragen die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen. Die Neurotransmitter werden von einer Zelle abgegeben („ausgeschüttet“) und docken dann an den Empfängerstellen der anderen Nervenzelle an, um die Information weiterzugeben. Ist wie bei der Parkinson-Krankheit nicht genug Botenstoff vorhanden, ist die Informationsübertragung gestört.
Die das Dopamin herstellende schwarze Substanz steht unter anderem mit dem Hirnareal Striatum (dt.: Streifenkörper) in Verbindung, wohin das Dopamin seine Informationen überträgt. Der Streifenkörper enthält zwei weitere Botenstoffe, nämlich Acetylcholin und Glutamat. Bei der Parkinson-Krankheit entsteht durch das langsame Absterben von Zellen in der Substantia Nigra ein Mangel am Botenstoff Dopamin, dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn. Acetylcholin und Glutamat geraten ins Übergewicht.
Da aber das Gleichgewicht der Botenstoffe die Voraussetzung für gut koordinierte Bewegungen sind, ist die harmonische Steuerung der Bewegung gestört. Das führt zu den typischen Symptomen der Parkinson-Krankheit. Das fehlende Dopamin kann durch Medikamente ersetzt werden, wodurch auch die Symptome gelindert werden. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich.
Die Erkrankung wurde erstmals im Jahre 1817 von dem englischen Arzt James Parkinson beschrieben. In seiner Monografie „An essay on the Shaking Palsy“ (Eine Abhandlung über die Schüttellähmung) wies er bereits auf das langsame Fortschreiten der Krankheit hin.

Zittern (Tremor):

Unter Tremor (Zittern) versteht man ganz allgemein eine unwillkürliche, rhythmisch schwingende Bewegung eines oder mehrerer Körperteile. Zittern entsteht, wenn sich entgegengesetzt wirkende Muskelgruppen immer wieder zusammenziehen.
Der sogenannte physiologische Tremor tritt bei jeder Muskelbewegung eines Menschen auf. In der Regel nehmen wir den physiologischen Tremor gar nicht wahr. Man kann ihn jedoch zum Beispiel sehen, wenn man einen Finger ausstreckt und diesen beobachtet.
Erst, wenn Zittern ungewöhnlich stark ist, wird der Mensch darauf aufmerksam. Ein Tremor kann sich auf ganz unterschiedliche Weise äußern. Er kann etwa
• sehr ausgeprägt oder kaum spürbar sein
• in Ruhe, in Aktion, beim Halten oder nur bei bestimmten Bewegungen auftreten
• er kann schnell oder langsam sein, also eine hohe oder niedrige Frequenz aufweisen
bestimmte Körperteile betreffen (z.B. die Hände, Füße, den Kiefer, den Kopf oder die Es gibt ganz verschiedene Tremor-Formen, z.B.:
• Haltetremor: Tremor beim Hochhalten des betroffenen Körperteils
• Bewegungstremor: Tremor bei jeder Bewegung des betroffenen Körperteils
• Ruhetremor: Tremor beim Ruhighalten des betroffenen Körperteils, z.B. der Hände; geht bei Bewegung zurück
• Intentionstremor: Tremor bei der Annäherung eines Körperteils an ein Ziel
• Stimme) oder am ganzen Körper auftreten

Schädel-Hirn-Trauma (SHT) :

Unter einem Schädel-Hirn-Trauma versteht man Verletzungen des Schädels mit Beteiligung des Gehirns. Schädel-Hirn-Traumen entstehen durch Gewalteinwirkungen auf den Schädel und sind eine häufige Verletzung bei Stürzen und Unfällen. Bei Verletzungen der Kopfregion kann man zwei verschiedene Ursachen der Schädigung unterscheiden:
1. Direkte Schädigung der Hirnstrukturen durch die Gewalteinwirkung. Wird dabei die Hirnhaut verletzt, spricht man von einer offenen Schädel-Hirnverletzung.
2. Indirekte Schädigung des Hirns als Folge von Gewalteinwirkungen. Damit sind Blutungen (subdural, epidural, intrazerebral) sowie Ödeme gemeint.
Eine direkte Schädel-Hirn-Verletzung bzw. offenes Schädel-Hirn-Trauma ist meist irreversibel und kann häufig auch nicht mehr durch notfallmedizinische Maßnahmen behoben werden. Eine indirekte Schädel-Hirn-Verletzung lässt sich häufig in ihrem Ausmaß vermindern bzw. z.T. auch ganz verhindern, wenn entsprechende Therapiemaßnahmen eingeleitet werden.

Multiple Sklerose:

Multiple Sklerose (MS) ist nicht, wie oft behauptet, ein Muskelschwund, sondern eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig. Man kann sich das ZNS als eine Art Schaltzentrale vorstellen, über die die Informationen in Form von elektrischen Impulsen durch die Nervenstränge geleitet werden.
Diese Nervenfasern sind von einer isolierenden Schicht umgeben.
Diese Isolierschicht besteht aus dem sogenannten Myelin. Wenn im Rahmen der Multiplen Sklerose Entzündungsherde an dieser Schutzschicht entstehen, können die Informationen nicht mehr adäquat weitergeleitet werden. Patienten mit Multipler Sklerose können dann Symptome hervorrufen, wie z. B. Stolpern, Kribbeln, Probleme mit dem Sehen.
Das Entstehen von Entzündungsherden (bei mehreren spricht man von multipel) mit den entsprechenden Begleiterscheinungen wird Schub genannt. Einen solchen Schub sollte man sich nicht als plötzlichen Anfall vorstellen. Meist entwickelt sich ein Schub bei Multiple Sklerose innerhalb von Tagen und geht dann wieder zurück. Mit dem Ende eines Schubs bei Multiple Sklerose kann die normale Funktionalität der entzündeten Stelle wieder zurückkehren, oder aber sie vernarbt. Eine solche Vernarbung bei Multiple Sklerose nennt man Sklerose. Der Prozess heißt sklerosieren. Die Multiple Sklerose wird medizinisch auch Enzephalomyelitis disseminata (ED) genannt. Dieser Fachbegriff bedeutet so viel wie Entzündungsherde, die im Gehirn und im Rückenmark verstreut auftreten.

Gehirntumore:

Zu den Hirntumoren zählen zahlreiche gutartige und bösartige Geschwülste im Gehirn. Welche Symptome sie hervorrufen, wie sich ein Hirntumor behandeln lässt.
Es gibt über 100 verschiedene primäre Hirntumorarten. Zwei Drittel aller Hirntumore sind gutartig, etwa ein Drittel sind bösartig. Zu den häufigen gutartigen Hirntumoren im Erwachsenenalter zählt unter anderem das Hypophysenadenom und das Meningeom, zu den bösartigen Hirntumoren das Glioblastom. Gutartige Astrozytome stellen die häufigsten Hirntumore im Kindesalter dar. Ebenfalls bei Kindern recht häufig: das Medulloblastom, ein Hirntumor, der das Kleinhirn betrifft.

Schwindel (zentral-peripher):

Schwindel ist keine Krankheit an sich, sondern "nur" Symptom. Von Schwindel – fachsprachlich Vertigo – spricht man, wenn der Betroffene Scheinbewegungen zwischen sich und der Umwelt wahrnimmt.
Der Begriff Schwindel findet oft auch im weiteren Sinn Verwendung: So sagen viele Menschen, ihnen sei schwindelig, wenn sie
• sich benommen fühlen,
• ihnen schwarz vor Augen wird oder
• sie das Gefühl haben, gleich hinzufallen.
Wenn die Betroffenen dabei allerdings keine Scheinbewegungen wahrnehmen – das Hauptmerkmal von Schwindel –, handelt es sich nicht um eine echte Vertigo, sondern um eine sogenannte Pseudovertigo (griech. pseudo = falsch).

Peripherer vestibulärer Schwindel
Vestibulärer Schwindel mit peripheren Ursachen tritt am häufigsten auf als:
Gutartiger (bzw. benigner) paroxysmaler Lagerungsschwindel: Dies ist die bei Erwachsenen häufigste Vertigo. Überwiegend ensteht sie durch eine Cupulolithiasis (Cupula = Kuppel, Lithiasis = Steinleiden), bei der sich im Innenohr kleine Kalksteinchen aus dem hinteren Vorhofsäckchen (Utriculus) lösen und an der Kuppel des hinteren Bogengangs anlagern: Ihr Gewicht verursacht eine Funktionsstörung des hinteren Bogengangs, der daraufhin überempfindlich auf
Morbus Menière: Seine genauen Ursachen sind unbekannt. Für den Schwindel ist eine Ansammlung von Flüssigkeit (Endolymphe) verantwortlich, die sich im Innenohr anstaut: Durch den anhaltenden Lymphstau zerreißen regelmäßig die Trennhäute zwischen zwei verschiedenen Räumen des Innenohrs – dem häutigen Labyrinth –, was zu einer Durchmischung mit einer anderen Flüssigkeit (Perilymphe) führt und wahrscheinlich die Vertigo auslöst.
Akute Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis): Als möglicher Auslöser gilt eine Virusinfektion des Gleichgewichtsnervs mit Herpes-simplex-Viren.
Zentraler vestibulärer Schwindel
Ein vestibulärer Schwindel mit zentralen Ursachen kommt zum Beispiel bei einer bestimmten Form von Migräneattacken (sog. vestibuläre Migräne) vor. Oft stecken auch Gefäßerkrankungen, entzündliche oder degenerative (d.h. mit Abbau oder Funktionsverlust einhergehende) Erkrankungen des Gehirns hinter einer Vertigo: So können beispielsweise Durchblutungsstörungen im Gehirn (z.B. durch Arteriosklerose oder beim Schlaganfall), multiple Sklerose, Parkinson und Tumoren Schwindelgefühle auslösen. Außerdem kann ein vestibulärer Schwindel als Folge von Unfällen auftreten (z.B. beim Schädel-Hirn-Trauma).

Ataxie (Gangstörungen):

Ataxie ist der medizinische Fachbegriff für gestörte Bewegungskoordination.
Zentral:
Ataxie tritt in erster Linie als Folge von Krankheiten des Kleinhirns auf (zerebelläre Ataxie). Es gibt zahlreiche neurologische Krankheiten, bei denen Ataxie als Krankheitssymptom auftreten kann, z. B. Kleinhirninfarkte, Kleinhirntumoren
oder Multiple Sklerose.
Peripher:
Ataxie kann aber auch dadurch entstehen, dass das Gehirn nicht die richtigen Informationen über die Lage von Armen und Beinen im Raum erhält
(sensible oder afferente Ataxie).
Dazu kann es bei Krankheiten des Rückenmarkes und der peripheren Nerven kommen.
Unter dem Begriff der Ataxie-Krankheiten oder Ataxien werden genetisch (hereditär) und nicht genetisch bedingte (idiopathische und symptomatische) Degenerationskrankheiten des Nervensystems zusammengefasst, bei denen Ataxie das Hauptsymptom ist.
Degenerationskrankheiten des Nervensystems sind Krankheiten, bei denen es zu einem allmählich fortschreitenden Funktionsverlust von bestimmten Teilen des Nervensystems kommt.

periphere-neurologische Erkrankungen :


Polyneuropathien:

Die Polyneuropathie ist die Erkrankung mehrerer oder aller peripherer Nerven, also jener Nerven, die für die Stimulanz der Muskeln und der Haut verantwortlich sind. Bei einer Schädigung durch die Erkrankung kann der Nerv seiner Aufgabe, der Impulsvermittlung, nicht mehr nachkommen. Das Gehirn erhält falsche oder keine Informationen, sodass der Muskel nicht mehr stimuliert wird. Die Ursachen der Polyneuropathie können angeboren, als auch erworben sein. Bei der erworbenen Form beispielsweise stehen der Diabetes Mellitus oder chronischer Alkoholkonsum an erster Stelle. Aber auch andere, bisher völlig unbekannte Ursachen, wie beispielsweise eine Schwermetallbelastung des Körpers, sowie andere Umweltgifte, können Auslöser für eine Polyneuropathie sein.
Sie leiden an diffusen Symptomen wie Kribbeln und Taubheitsgefühl in Armen und Beinen, die mit Schmerzen einhergehen?
Sie spüren eine rasche Ermüdung der Beine und andere Gehstörungen? Sie leiden zudem unter Störungen der Koordination, Schweißregulation sowie Blasen- und Darmentleerung?

Carpaltunnelsyndrom:

Das Karpaltunnelsyndrom ist in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet und trifft jedes Jahr 35 von 10.000 Menschen. Es gehört inzwischen sogar zu den Berufskrankheiten, da es sich häufig bei Menschen entwickelt, die immer dieselbe beugende Handbewegung in Kombination mit Kraftaufwendung durchführen müssen, z. B. am Fliessband.
Auch die ständige Bedienung von vibrierenden Maschinen kann das Karpaltunnelsyndrom auslösen.
Viel häufiger jedoch kommt das Karpaltunnelsyndrom einfach so, also auch dann, wenn man nicht am Fliessband arbeitet. Allerdings können all jene, die täglich wild die Computertastatur betätigen, erleichtert aufatmen. Das permanente Tippen könnte zwar zu einer Sehnenscheideentzündung führen, eher selten aber zum Karpaltunnelsyndrom – wie man in einer Studie der Mayo Clinic herausfand, die schon im Jahr 2001 im Journal of the American Academy of Neurology veröffentlicht wurde.

Chronische Rückenschmerzen (Bandscheibenschäden u.ä.) :
sind ein Volksleiden der modernen Zivilisation: Fast jeder Bundesbürger leidet mindestens einmal im Leben unter Kreuzschmerzen & Co. Glücklicherweise sind in etwa 90 Prozent der Fälle die Ursachen nicht bedrohlich. Deshalb können Betroffene selbst viel gegen Rückenschmerzen tun – von Wärmepackungen bis hin zu Übungen gegen Rückenschmerzen.
• Rückenschmerzen: zählen zu den häufigsten Schmerzarten überhaupt und betreffen vor allem Frauen. Am häufigsten sitzen die Schmerzen im unteren Rücken und sind nicht-spezifisch (keine Ursache feststellbar).
• Einteilung: nach der Dauer (akute, subakute und chronische Rückenschmerzen), nach der Lage (oberer, mittlerer oder unterer Rücken) sowie nach der Ursache (spezifische und nicht-spezifische Rückenschmerzen).
• Ursachen: Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen ist keine Ursache feststellbar. Dagegen haben spezifische Rückenschmerzen einen nachweisbaren Auslöser (Muskelverspannungen, Wirbelblockade, ISG-Syndrom, Bandscheibenvorfall, Osteoporose, Nierenbeckenentzündung, Herzinfarkt, Prostataentzündung, Lungentumor )

Querschnittslähmungen:
Unter einer Querschnittslähmung versteht man die Folgen einer kompletten Durchtrennung oder inkompletten Schädigung des Rückenmarksquerschnitts. Es zeigt sich ein Lähmungsbild mit Ausfall motorischer, sensibler und/oder vegetativer Körperfunktionen unterhalb der Schädigung. Je nach der Schwere unterscheidet man eine komplette Lähmung (Plegie) von einer inkompletten Lähmung (Parese).
Muskelerkrankungen: Wenn Menschen plötzlich unter einer Muskelschwäche leiden, über Schmerzen in den Muskel klagen oder aber keine wirkliche Kontrolle mehr über bestimmte Bewegungsabläufe haben, kann dahinter eine Muskelerkrankung, auch neuromuskuläre Erkrankung genannt, stecken. Bei einer Muskelerkrankung schwinden die Muskeln im menschlichen Körper. Dies kann auf bestimmte Bereiche beschränkt geschehen oder aber auch den ganzen Körper betreffen. Der Volksmund bezeichnet Muskelerkrankungen daher auch laienhaft als Muskelschwund. Die Medizin hingegen verwendet den Begriff Myopathie. Das Schwinden der Muskeln ist das eindeutigste und am häufigsten auftretende Symptom aller Muskelerkrankungen.
Die Ursachen von Muskelerkrankungen sind hingegen sehr vielfältig, was eine eindeutige Diagnose äußerst schwierig macht. Bei vielen seltenen erblich bedingten Muskelerkrankungen ist der Auslöser sogar bis heute gar nicht bekannt.

Myasthenia gravis:

Belastungsabhängige Muskelschwäche (Myasthenie): Die Muskeln der Betroffenen ermüden schneller, wenn sie unter Belastung stehen. Nicht selten leiden die Betroffenen bei Belastung unter Sehstörungen (Doppelbilder). Darüber hinaus kann sich eine dauerhafte Muskelschwäche einstellen. Ursächlich für eine belastungsabhängige Muskelschwäche ist eine Störung im Immunsystem, die wiederum die Reizübermittlung zwischen Nerven und Muskeln behindert.
Um eine belastungsabhängige Muskelschwäche zu diagnostizieren, sind Laboruntersuchungen und auch ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch nötig. Eine Elektromyografie oder eine Elektroneurografie rundet die Diagnose ab. Ist die Diagnose belastungsabhängige Muskelschwäche gestellt, wird diese mithilfe von Medikamenten behandelt. Zusätzlich wird das Immunsystem medikamentös wieder in Einklang gebracht.

Amyotrophe Lateral Sklerose:

Die amyotrophe Lateralsklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie schreitet meist rasch fort und führt unter anderem zu Lähmungen und Problemen beim Sprechen, Schlucken und Atmen. Eine Heilung ist nicht möglich, es gibt aber Therapiemaßnahmen, die die Beschwerden erträglicher machen und die Lebenserwartung erhöhen können.


Entzündliche Muskelerkrankungen:

Entzündliche Muskelerkrankungen treten plötzlich auf und äußern sich zumeist in einer akuten Muskelschwäche. Drückt man auf die betroffenen Muskeln, reagieren diese schmerzempfindlich. In einigen Fällen entdecken die Betroffenen, dass ihre Haut an den schmerzenden Stellen gerötet ist. Die Ursache für entzündliche Muskelerkrankungen liegt in einer Störung des Immunsystems.
Mithilfe von Laboruntersuchungen lässt sich eine entzündliche Muskelerkrankung diagnostizieren. Hierbei werden Entzündungsmarker und Muskelenzyme gemessen. Auch eine Elektromyografie sowie eine Gewebeprobe des betroffenen Muskelgewebes helfen, die Diagnose zu festigen. Steht fest, dass es sich bei der Erkrankung um eine entzündliche Muskelerkrankung handelt, wird diese mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Darüber hinaus kann es auch in einigen Fällen sinnvoll sein, das gestörte Immunsystem durch spezifische Medikamente wieder in Einklang zu bringen.

Morbus Pompe:

Morbus Pompe ist eine seltene, fortschreitende Erbkrankheit. Das heißt, sie wird von Eltern, die beide Träger eines fehlerhaften Genes sind, an ihre Kinder weitergegeben. Morbus Pompe verursacht eine im Lauf der Zeit voranschreitende Muskelschwäche, die auch häufig zu Atemproblemen führt.
Ursache der Erkrankung ist der Mangel oder das völlige Fehlen eines Enzyms, der Sauren Alpha-Glukosidase oder auch Sauren Maltase. Der Körper benötigt dieses Enzym, um Glykogen, eine Zuckerform die in den Muskelzellen eingelagert wird, abzubauen. Wenn in den Muskelzellen zu viel Glykogen einlagert wird, führt dies zu einer Schädigung der Zellen und damit zu einer Funktionsbeeinträchtigung der Muskeln. Weil das Enzym in einem Zellbestandteil gefunden wird, der Lysosom genannt wird, spricht man auch von einer lysosomalen Speichererkrankung.
Morbus Pompe wird auch als neuromuskuläre Erkrankung bezeichnet, da die Krankheit die Muskelfunktion beeinträchtigt. Die Krankheit kann im Kindes-, Jugend- oder Erwachsenenalter auftreten und wird dann entsprechend als infantile oder späte Verlaufsform bezeichnet.

Erbliche Muskelerkrankungen:


Erbliche Muskelerkrankungen haben wie der Name bereits sagt immer einen erblichen bzw. genetischen Hintergrund. Je nachdem welcher genetische Defekt für die erbliche Muskelerkrankung verantwortlich ist, äußert sich die Erkrankung unterschiedlich. Sie kann also sehr viele Gesichter haben und sich an den unterschiedlichsten Muskeln mit unterschiedlichen Symptomen und Verläufen bemerkbar machen.
Das Symptom der Muskelschwäche ist allerdings allen Facetten der erblichen Muskelerkrankungen gleich. Der Gendefekt beeinträchtigt hier den Stoffwechsel der Muskeln und ruft so die Muskelschwäche hervor. Genetische Untersuchungen auf molekularer Ebene ermöglichen es heute, die genaue Ursache der erblichen Muskelerkrankung zu ermitteln. In der Regel greift die Medizin allerdings eher auf die labortechnische Ermittlung der Muskelenzyme und die Elektromyografie zurück. Auch eine Gewebeentnahme an den betroffenen Muskelgruppen kann näheren Aufschluss über die Ursache der Erkrankung bringen. Erblich bedingte Muskelerkrankungen werden zumeist mithilfe physiotherapeutischer Maßnahmen therapiert. Je nach Fall werden Medikamente eingesetzt, um den Fortgang der Erkrankung zu verlangsamen. Auch eine Umstellung der Ernährung auf eiweißreiche Kost kann bei erblich bedingten Muskelerkrankungen hilfreich sein.




Letzte Aktualisierung: 02.06.2019 - 16:17 Uhr

Dr. med. Ali Erdogan